Dexter kamen erstmalig im Jahre 1882 nach England und wurden einer breiteren Öffentlichkeit auf der königlichen Landwirtschaftsausstellung von Norwich im Jahre 1886 vorgestellt. Es ist die kleinste europäische Rinderrasse. 1892 wurde die „Kerry and Dexter Cattle Society of England“ gegründet (später wurde das „Kerry“ fallengelassen; seitdem heißt der Rasseverband „The Dexter Cattle Society„).
In Deutschland wurden die ersten Dexter 1970 von einem im holsteinischen Dithmarschen praktizierenden Tierarzt von England aus eingeführt. Es handelte sich um zwei Bullen und drei Kühe. Die Eltern dieser fünf Dexter stammten aus der englischen „Parndon“-Zucht. Diese Herde hatte zwischen 1949 und 1969 einen großen Einfluß auf die Dexter Zucht weltweit, existiert heute aber nicht mehr. Eine Reinzucht wurde von dem Erwerber der fünf Tiere nicht betrieben. Die Nachzucht wurde an Landwirte aus der Region verkauft.
Gregor Fedorov (Taunus Herde) erwarb 1974 zwei Kühe und einen Bullen (eine dieser Kühe wurde fast 30 Jahre alt und kalbte letztmalig im Alter von 25 Jahren). Die in Dithmarschen verbleibenden zwei Dexter kamen durch Unglücksfälle ums Leben.
Auf Empfehlung von Dr. U. Rehmer sammelte H. Ehlers auf Hof Weide (nahe Neumünster) die vornehmlich in Dithmarschen versprengten Nachkommen und schaffte mit Ausdauer und durch Zukäufe von Dextern aus England und Dänemark eine züchterische Grundlage. Auf Hof Weide (biologisch-dynamische Landwirtschaft) steht heute die größte Dexter Herde Deutschlands.
Dexter heute
Züchterischer Fortschritt, Intensiv-Haltung und -Fütterung von Milchkühen und Fleischrindern schufen in den letzten Jahrzehnten moderne Leistungsrinder. Diesem Trend zur Größe und Masse fielen die kleinen Dexter fast zum Opfer; sie wurden verdrängt und waren um 1965 vom Aussterben bedroht. Bedrohte Rassen wurden und werden von der EU finanziell unterstützt; so überlebten die kleinsten Rinder Europas, insbesondere aufgrund der guten züchterischen Arbeit einiger sehr engagierter englischer Züchter. Heute sind die Dexter nicht mehr in ihrer Existenz bedroht; sie sind aber immer noch eine kleine Minderheit.
Dexter waren das Hausrind der Kleinbauernfamilie mit wenig, häufig minderwertigem Grundbesitz. Das genügsame Tier sorgte für Milch, Butter, Käse, Fleisch und natürlich den Dung für den Kartoffel-, Getreide- und Gemüseacker. Bis zum heutigen Tage sind Dexter in kleineren Zahlen oft im Besitz von landwirtschaftlich interessierten Hobbyhaltern. Der Milch- und Fleischverkauf aus garantiert kontrollierter Bio-Eigenproduktion an den Freundes- oder Bekanntenkreis ermöglicht einen Zuverdienst. Dexter erreichen im absoluten Maßstab nicht die Leistungen anderer Rinderrassen; sie füllen aber eine Marktlücke und behaupten sich in der Nische.
Bei Dextern wurde weltweit bisher kein einziger BSE-Fall registriert, was vorwiegend auf die einfache und natürliche Haltung und Fütterung zurückzuführen ist.